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Fair enough?!
Klimagerechtigkeit auf dem Teller

Wie bekommen wir das gebacken?

Dieser Frage haben wir uns letzte Woche gemeinsam mit unseren Projektpartner:innen und etwa 25 Teilnemer:innen gestellt.
Herausgekommen sind individuelle und sehr schmackhafte "Brototypen" für eine klimagerechtere Ernährung.

Der Münchner Klimaherbst fand 2023 zum Schwerpunkt Klimagerechtigkeit statt. Die zentralen Fragen: wer gewinnt, wer verliert bei Klimawandel und Klimaschutz? Wie lassen sich Kosten, Lasten und Gewinne gerecht(er) verteilen? Und was kann jede:r von uns tun?

Der Münchner Ernährungsrat war mit drei Veranstaltungen dabei, um das Thema Ernährung ins Gespräch zu bringen. Denn etwa ein Viertel der Treibhausgasemissionen in Deutschland hängen mit unserer Ernährung zusammen. Was auf unserem Teller landet, spielt also eine wesentliche Rolle, wenn wir über Klimagerechtigkeit sprechen.

Wie kann eine klimagerechtere Ernährung aussehen? Ziemlich bunt!

Nach einer kurzen Vorstellung und Einführung ins Thema ging’s los in der Lehrküche der Münchner Volkshochschule (kulinarisch passend in der Bäckerstraße). Hier standen neben vorbereiteten Brotteig-Rohlingen auch vier Impulsgeber:innen bereit, die Beiträge für eine klimagerechte(re) Ernährung präsentierten: frische Kräuter, Gewürze und fermentierte Köstlichkeiten aus wilden Pflanzen vor unserer Haustür, bio-regionale Superfoods für Magen und Ackerboden wie Mohn, Hanfsamen und Hülsenfrüchte, oder nicht zuletzt auch tierische Produkte aus artgerechter Haltung und nachhaltiger Landwirtschaft* - die Mischung macht’s, denn klimagerechtere Ernährung hat viele Gesichter.

Nach der Diskussion der Beilagen ging's ans Kneten. Während der Wartezeit beim Backen und beim gemeinsamen Genießen der kulinarischen Kunstwerke standen die Impulsgeber:innen zum Gespräch zur Verfügung.

Aufgegessen - und jetzt?

Wir hoffen, dass die Veranstaltung einen ersten oder weiteren Impuls geliefert hat, auf den Geschmack für eine klimagerechtere Ernährung zu kommen. Die individuellen „Erfolgsrezepte“ der Teilnehmenden waren nicht nur ein Gaumen- sondern auch ein Augenschmaus. Entstanden sind hochkreative, vielfältige Brototypen, die vielleicht als Sinnbild für die Ernährungswende stehen können: hier hat jede:r seinen eigenen Weg und seine Prioritäten gewählt, sich dem Thema anzunähern und seinen Teller entsprechend zu gestalten.

Ein herzlicher Dank geht an unseren Projektpartner Jörg Sellerbeck und die beteiligten Komplizen für die Inspiration und spannenden Infos zu dem, was oft unterschätzt wird: das Potenzial von dem, was vor unseren Füßen wächst

Wer war dabei?

Kooperationspartner:innen

Jörg Sellerbeck Raumkulinarik

Das Geschichten Erzählen mit dem Kulinarischen verbinden: in seinem "Labor für angewandte Alltagsliebe" arbeitet Jörg Sellerbeck an der Schnittstelle von Kommunikation und Kulinarik: mithilfe vom direkten Erleben der multisensuellen Wahrnehmung lassen sich Inhalte - im wahrsten Sinne des Wortes - besser verinnerlichen.

Foraged Style

Essen, was vor unseren Füßen wächst: Blätter, Samen, Blüten oder Bäume - Wildpflanzen sind nicht nur nährstoffreiche "Superfoods", sondern kommen ganz ohne Treibhaus oder Verpackung aus. Gründerin Alexandra Dietl zeigt in Workshops & Führungen, wie einfach gesunde, schmackhafte und klimafreundliche Ernährung sein kann.

Chirp Food

So aromatisch kann pflanzenbasierte Ernährung sein: Christine Krauss verknüpft regionale Produkte mit globalen Fermentationstechniken und schafft so neue Geschmackswelten, die auch ohne industriell vorgefertigte Aromen auskommen. Sie bietet Wildkräuterseminare und Workshops rund um die Themen Sammeln und Verarbeiten von Wildpflanzen an.

ZU TISCH München

Die Initiative des BUND Naturschutz in München setzt sich für artgerechte Tierhaltung und Lebensmittel aus regionaler, nachhaltiger Landwirtschaft in der Münchner Gastronomie ein. Dazu bringt sie Gastronomie und regionale Landwirtschaft an einen Tisch und unterstützt mit individueller Beratung.

Der Schinken für die Veranstaltung stammte von der Bio-Metzgerei Tagwerk, die ihre Tiere aus 100km Umkreis bezieht und sich für artgerechte Haltungs- und schonende Schlachtbedingungen einsetzt.

Good Crop

Einfach gut essen - das Startup aus München bietet von deutschem Quinoa bis Platterbsen eine Vielfalt von Hülsenfrüchten und Urgetreide aus regionaler, regenerativer Landwirtschaft und liefert so Grundkomponenten für eine bunte Ernährung.

Biohof Lex

Der Familienbetrieb bei Erding wirtschaftet seit den 80er Jahren nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus und gehört damit zu den Pionieren der "ersten Stunde". Neben einer breiten Auswahl an Getreidesorten findet ihr heute auch Sonnenblumen, Sojabohnen, Mohn oder Hanf auf ihren Feldern.

* Fleisch und Klimagerechtigkeit - wie geht das zusammen?

Pflanzliche Lebensmittel, insbesondere aus ökologischem und regionalem Anbau haben meist eine deutlich bessere Klimabilanz als tierische Produkte.

Aber auch denjenigen, die auf Fleisch nicht verzichten wollen, stehen Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um sich klimafreundlicher zu ernähren – so der Münchner Ernährungswissenschaftlicher Karl von Koerber. Wie sieht das aus?

  • Informieren
    Woher kommen die Produkte? Wie wurden die Tiere gehalten und wie wurden die Produkte produziert? Hier gibt es große Unterschiede in Sachen Tierwohl und Klimabilanz.
  • Bio statt konventionell
    Öko-Schweinefleisch verursacht 40% weniger Treibhausgasemissionen als Schweinefleisch aus konventioneller Haltung
  • Regional statt global
    Der Einkauf aus der Region fördert lokale Handelsstrukturen und senkt nebenbei die Emissionen, die beim Transport der Lebensmittel anfallen
  • Sonntagsbraten statt Alltagskost
    Weniger, dafür mit Genuss und was gscheid's: das ist nicht nur schonend für den Geldbeutel, sondern auch für's Klima und die Gesundheit
  • ... und auch mal vegan?
    Zwischendrin mal ganz auf Fleisch und Milchprodukte zu verzichten und mal was Neues ausprobieren? Die Kompliz:innen der Veranstaltung haben gezeigt, wie schmackhaft pflanzliche Ernährung sein kann - gewusst wie!
Fotos: alegra kommunikation