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Die Initiative Faire Wiesn
Oktoberfest und Nachhaltigkeit zusammendenken
Mit der Initiative „Faire Wiesn“ setzen wir uns gemeinsam mit mehr als 30 Organisationen dafür ein, Speisen auf Münchner Großveranstaltungen wie das Oktoberfest zukunftsfähiger zu gestalten. Ein Maßnahmenkatalog für mehr Nachhaltigkeit auf Großversanstaltungen, öffentlichkeitswirksame Speisekarten-Auswertungen und Gespräche am Runden Tisch mit Politik und Wirt:innen sind Eckpunkte unseres Engagements für mehr Nachhaltigkeit.
Großveranstaltungen als Hebel für die Ernährungswende
Großveranstaltungen als Hebel für die Ernährungswende
O’zapft is! München beherbergt jedes Jahr das größte Volksfest der Welt. Dann heißt es wieder schunkeln, prosten und die kulinarischen Schmankerl genießen. Damit vom Acker oder Stall über die Küche bis zum Biertisch alle ihr Leben genießen und von ihrer Arbeit leben können, gibt es aber noch einiges zu tun.
Die rund 6 bis 7 Millionen Gäste verspeisen in den zwei Oktoberfest-Wochen mehrere hunderttausend Hendl und mehr als 40 Tonnen gebrannte Mandeln (Stand: 2019¹). Doch wie und wo diese Lebensmittel produziert werden, wie die Tiere gehalten werden und wer am Ende wie viel an der großen Feierei verdient, macht einen entscheidenden Unterschied in Sachen Fairness und Nachhaltigkeit.
Wenn wir es in München ernst meinen mit der Klimaneutralität bis 2035, mit Bio- und Fairtrade-Stadt und mit dem Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten, dann müssen wir uns die Wiesn und andere Münchner Großveranstaltungen genauer anschauen. Das Oktoberfest als Leuchtturm für Nachhaltigkeit? Alles ist möglich!
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Gut essen auf der Wiesn? Da geht noch was!
Gut essen auf der Wiesn? Da geht noch was!
In den letzten Jahren hat sich einiges getan. Zwar sind manche Gastronomien mutig vorangegegangen, doch insgesamt stammt nur ein kleiner Teil der Lebensmittel auf Münchner Großveranstaltungen nachweislich aus ökologischer, regionaler Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung.
Die Initiative Faire Wiesn hat in den letzten Jahren die Speisekarten von 32 Festzelten auf dem Oktoberfest ausgewertet. Das Ergebnis: Es tut sich was. Von 2022 auf 2023 stieg der Bio-Anteil sogar um 2 Prozentpunkte.
Insgesamt lag 2023 der Bio-Anteil der angebotenen Gerichte im Durchschnitt jedoch nur bei etwa 9 Prozent². Die Auswahl an ernsthaften vegetarischen oder veganen Alternativen ist nach wie vor begrenzt.
Jetzt mögen manche denken: "9 Prozent ist nicht schlecht." Stimmt. Fakt ist jedoch, dass sich die 9 Prozent lediglich darauf beziehen, was laut Speisekarten an bio-regionalen Gerichten bestellbar ist. Eine andere Realität offenbaren die tatsächlichen Verkaufszahlen der Speisen (die uns nicht vorliegen).
Ein kleines Gedankenspiel zur Erklärung: Nur mal angenommen die meisten bio-regionalen Gerichte auf der Wiesn sind eher wenig gefragte Speisen wie Kartoffelsuppe. Dann darf man getrost davon ausgehen, dass die absoluten Verkaufszahlen von bio-regionalen Gerichten gegenüber Kassenschlagern wie Hendl & Co zu vernachlässigen sind.
Unsere Forderungen für mehr Nachhaltigkeit auf Oktoberfest & Co
Der Weg zu einer fairen und nachhaltigen Wiesn ist noch weit. Die Stadt München hat alle Hebel in der Hand, um das Oktoberfest nachhaltiger zu gestalten und den selbst gesteckten Zielen näher zu kommen.
U.a. fordern wir Vorgaben zum Bio-Anteil für Zelte, deren Teilnahme gesetzt ist. Da sich diese Zelte nicht am jährlichen Bewerbungsverfahren beteiligen müssen, greifen auch nicht die städtischen Vergabekriterien. Daher können die großen Brauerei- und Schützenzelte ihr Speisenangebot frei gestalten. Diese Zelte weisen seit Jahren den geringsten Bio-Anteil auf den Speisekarten auf.
Gleichermaßen ist die Überarbeitung des Vergabekatalogs der Stadt München und eine stärkere Gewichtung des Bewertungskriteriums „Ökologie“ für eine tatsächliche ökologisch-nachhaltige Umstellung ist dringend notwendig.
Bisherige Meilensteine
Mai 2022
Aktion "Hendlsauerei"
Die „Hendlsauerei“ auf dem Münchner Marienplatz hat die wahren Kosten von Großveranstaltungen für Tier, Mensch und Umwelt in den Blick genommen. Außerdem wurde ein Forderungskatalog an den Stadtrat übergeben.
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Herbst 2022
#faireWiesn
Während der Wiesn 2022 wurde eine Social Media Kampagne umgesetzt. Auch der Münchner Ernährungsrat lieferte Statements dazu, warum wir uns für eine faire Wiesn einsetzen.
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Jährlich
Speisekarten-Auswertung
Transparenz schaffen: die regelmäßige Auswertung untersucht den Anteil von nachhaltigen Lebensmitteln auf den Speisekarten der Wiesn-Zelte. Die letzten Ergebnisse zeigen das bestehende Potenzial und einen deutlichen Unterschied zwischen den einzelnen Gastronomien.
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Juni 2023
Runder Tisch
Auf Einladung der damaligen 2. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden kamen Stadtpolitik, Verwaltung, Wiesn-Gastronom:innen und Landwirt:innen zu einem Runden Tisch zusammen. Ziel war es im gemeinsamen Austausch herauszuarbeiten, welchen Herausforderungen die Akteure jeweils gegenüberstehen und wie sie gelöst werden können.
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September 2023
Wiesn-Rundgang
Beim Wiesn-Rundgang mit anschließender Verkostung konnten wir mit den Gastronom:innen hinter die Kulissen schauen und bekamen ein Bild und einen Geschmack davon, was in den Zelten bereits umgesetzt werden konnte.
Foto: Matthias Wjst
Faire Wiesn: Mehr gutes Essen auf Münchner Großveranstaltungen
Faire Wiesn: Mehr gutes Essen auf Münchner Großveranstaltungen
Die Initiative Faire Wiesn ist eine parteilose Initiative aus über 30 Organisationen und Verbänden aus den Bereichen Umwelt- und Tierschutz, umfasst aber auch Landwirtschaftsverbände oder sozial engagierte Initiativen. Neben der Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN), der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, GreenCity oder der Schweisfurth Stiftung ist der Münchner Ernährungsrat von Anfang an mit dabei. Denn die Münchner Ernährungswende kommt am Thema Verpflegung auf Großveranstaltungen nicht vorbei.
Steckbrief
- Gründung: 2021
- MER ist Mitglied seit: Beginn
- Projektpartner:innen: über 30
Dafür setzt sich die Faire Wiesn ein:
Dafür setzt sich die Faire Wiesn ein:
Tierwohl
Höhere Tierwohl-Standards für tierische Lebensmittel
Ernsthafte vegetarische Alternativen
Grafik: Graphixmania via Canva
Nachhaltigkeit
& regionale Wirtschaft
Mehr ökologisch produzierte Lebensmittel aus der Region
Aufbau von bio-regionalen Wertschöpfungsketten
Grafik: Maxim Kuikov via Canva
Fairness
Würdige Arbeitsbedingungen ohne Ausbeutung für Alle, vom Acker bis zum Biertisch
Faire Kalkulation der Verkaufspreise für die Gerichte
Grafik: Uniconlabs via Canva
Quellen:
¹ https://www.zeit.de/news/2023-09/16/gross-groesser-oktoberfest-das-volksfest-in-zahlen | aufgerufen am 20. August 2024
² https://www.m-i-n.net/min/faire-wiesn-ergebnisse-der-speisekarten-auswertung-23/ | aufgerufen am 20. August 2024
³ https://www.m-i-n.net/wp-content/uploads/2022/05/Hendlsauerei-Forderungen-Logos-aktualisiert.pdf | aufgerufen am 20. August 2024